Titelbild Fachverband Traumapädagogik e.V.

Fachtag Herausfordernde Schüler_innen Traumasensible Hilfe im Schulalltag 16. September 2023 / Ellwangen

Herausfordernde Schüler_innen kennt jeder aus seinem Schulalltag. Die Frage ist oft, wollen sie nicht, oder können sie nicht? Sie fallen aus dem Netz und werden teilweise als „nicht tragbar“ beschrieben. Die Gründe für die herausfordernden Verhaltensweisen sind vielfältig: Vernachlässigung, Gewalt, Kriegs- und Fluchterfahrungen können unter anderem ursächlich sein. Was tun, „wenn Kinder nicht wollen können“? (Hehmsoth 2021)

Der Fachtag der AG Schulen des Fachverband Traumapädagogik war letztes Jahr im Mai in Leipzig ein großer Erfolg. Diesmal widmet er sich in Ellwangen am 16.09.2023 der spannenden Frage, wie wir Kindern und Jugendlichen ihr Recht auf Bildung sichern und als an Schulen Tätige trotzdem Entlastung bei den tagtäglichen Herausforderungen erleben können. Die Mitglieder der AG Schulen freuen sich auf Ihr Kommen.

 

Zeiten

Ablauf:
ab 08.30 Uhr                   Anmeldung, Ankommen
09.30 Uhr                        Grußwort Marienpflege Ellwange
09.45 Uhr                        Vortrag
11.00 Uhr                        Kaffeepause
11.15 Uhr                        Workshopreihe 1
12.15 Uhr                        Mittagspause
13.15 Uhr                        Workshopreihe 2
14.15 Uhr                        Kaffeepause
14.30 Uhr                        Workshopreihe 3
ca. 15.30 Uhr                  abschließende Podiumsdiskussion (Ende 16.15 Uhr)

 

Hauptvortrag:
#Trauma #Schule #Hilfe

Der Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen stellt das System Schule vor große Herausforderungen. Der Impulsvortrag zeigt auf, wie sich traumatisierende Erfahrungen auf die Entwicklung und das Lernen auswirken und bietet einen Einblick in traumapädagogische Handlungsmöglichkeiten.

 

Workshop 1
Traumapädagogik und Unterricht – Methoden zur Umsetzung

Der Unterrichtsalltag ist geprägt von vielfältigen Herausforderungen. Lehrkräfte haben eine Fülle an Aufgaben zu bewältigen. Und jetzt auch noch Traumapädagogik? Der Workshop zeigt auf, wie Traumapädagogik mit einfachen Mitteln Einzug in den Alltag Schule halten kann. Es werden praktische Methoden vor allem aus den Bereichen Ressourcenorientierung, Selbstwirksamkeitsförderung, Psychoedukation und Selbstregulation vorgestellt.

 

Referenten:

Eva-Maria Hoffart ist Diplomsozialpädagogin, Traumapädagogin/traumazentrierte Fachberaterin (FVTP/DeGPT) und in der Geschäftsführung im Erich Kästner Kinderdorf tätig. Als Sprecherin der AG Schulen des Fachverband Traumapädagogik und als in der Fortbildung im Bereich Trauma (Schule und Jugendhilfe) Aktive ist es ihr ein Anliegen, die Bereicherung durch die Traumapädagogik im beruflichen Alltag zu vermitteln. Gerald Möhrlein ist Sonder- und Diplompädagoge, traumazentrierter Fachberater und Traumapädagoge. Er ist Vorstand des Erich Kästner Kinderdorfes, in der Schulleitung eines Sonderpädagogischen Förderzentrums und im Bereich der Weiterbildung als Dozent tätig. Er hat langjährige Erfahrung in der Sozialarbeit eines sozialen Brennpunktes. Sein Schwerpunkt liegt in dem Bereich der Kooperation von Schule und Jugendhilfe auf Augenhöhe. Gemeinsam entwickelten sie das traumapädagogische Konzept zur Ganztagsbeschulung (SchulCHEN) traumatisierter Kinder und Jugendlicher im Erich Kästner Kinderdorf.

 

Workshop 2
Förder- und Hilfeplanung mit dem Entwicklungszielkreis – ein möglicher Weg, der die Wahrnehmung und Ziele des jungen Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Wie kann es uns noch besser gelingen, mit unseren Familien und Kindern angemessene und für den jungen Menschen gut nutzbare Formen der Beteiligung anzubieten, damit wir in unseren schulischen Gesprächen nicht mehr länger nur über die Situation der jungen Menschen und Familien reden, sondern vielmehr mit ihnen?

Vor dieser Frage standen wir als Schule und haben uns vor wenigen Jahren auf einen gemeinsamen Weg gemacht. Gefunden haben wir ein Vorgehen, das es ermöglicht, ja sogar erforderlich macht, sich konsequent an den Zielen der jungen Menschen und ihrer Eltern zu orientieren. Dieser Workshop erläutert einen klaren Gesprächsleitfaden mit Hilfe des „Entwicklungszielkreises.“

 

Referent:

Thomas Geist ist Sonderschulrektor an der Rupert-Mayer-Schule, zwei sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung und für Schüler in längerer Krankenhausbehandlung, in Trägerschaft der Marienpflege Ellwangen. Er absolvierte die Weiterbildung zum systemischen Berater (DGSF) und gibt Fortbildungen zum Thema sonderpädagogische Förderplanung.

 

Workshop 3
Methodenkoffer: Traumatisierungen nach Fluchterfahrungen im schulischen Kontext begegnen.

Krisen und existenzielle Bedrohung können das Erleben der Welt als einen sicheren Ort erschüttern. Insbesondere Kinder und Jugendliche, die vor Krieg, Katastrophen oder Gewalt flüchten, brauchen Erwachsene, die ihre Erlebenswelt nachvollziehen können und ihnen im Hier und Jetzt das Gefühl von Sicherheit vermitteln. Welche Bedeutung und Rolle können Schule und Lehrkräfte in dem Bewältigungsprozess solcher Ereignisse haben? Im Workshop werden Möglichkeiten und Methoden vorgestellt, wie das Lernumfeld als „Ort der Normalität, mitten im emotionalen Chaos“ gestaltet und (wieder)erlebt werden kann. Zudem werden zwei Programme vorgestellt, die sich eignen, auf verschiedenen Präventionsebenen Traumafolgen bei flüchtenden und geflüchteten Schüler_innen im schulischen Kontext aufzufangen: Healing Classrooms (von IRC-International Rescue Committee) und START (Stress-Traumasymptoms-Arousalregulation-Treatment von Dixius & Möhler).

Joanna Wegerer, Dipl. Psych.: Seit über 10 Jahren als Schulpsychologin in Nordhessen tätig. Seit 2017 Landeskoordination des schulpsychologischen Schwerpunkts Migration und Flüchtlingsberatung am Kompetenzzentrum Schulpsychologie Hessen an der Goethe-Uni in Frankfurt. Weiterbildung in Verfahren PITT-KID (Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie für Kinder und Jugendliche) nach Reddemann und Krüger sowie in Psychoanalytischen Paar-, Familien- und Sozialtherapie nach Richtlinien des Bundesverbandes für Paar- und Famiientherapie e.V. BvPPF. Zertifizierte Interkulturelle Trainerin nach Standards der Deutschen Gesellschaft für interkulturelle Trainingsqualität e.V. (dgikt).  

 

Workshop 4
„Tragende Netze – Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe“

„Es soll niemand durch die Netze fallen“ ist ein vielfach formulierter Anspruch im öffentlichen Bildungswesen. Im Workshop zur Kooperation von Schule und Jugendhilfe erfahren Sie von tragfähigen Arbeitsbündnissen und exemplarischen Lösungswegen insbesondere zu Gunsten hochbelasteter junger Menschen in der Schule. Bei der Thematisierung unterschiedlicher Vernetzungsmöglichkeiten wird der Fokus insbesondere auf einen Perspektivwechsel gelegt, um dadurch die unterschiedlichen Denkweisen von möglichen Netzwerkpartnern wie Behörden, Vereinen, Unternehmen u. ä. zu verstehen, wodurch eine nachhaltige Ausrichtung erreicht werden kann. Dieser Denkansatz richtet sich insbesondere auf den jeweiligen Sozialraum und stellt unterschiedliche Herausforderungen. Anhand von Praxisbeispielen werden wir gelungene, ausbaufähige und gescheiterte Kooperationsansätze besprechen, sodass wir gemeinsam einige Wirkfaktoren tragender Netze für die mit Bildung und Erziehung befassten Professionen herausstellen können.

 

Referent: 

Michael Roth (B. A. Soziale Arbeit) ist bei einem kleinen Jugendhilfeträger „Das Projekt - Soziale Arbeit Eschenburg Dietzhölztal e. V.“ mit dem Auf- und Ausbau dezentraler Familienzentrumsarbeit in einem ländlichen Sozialraum beauftragt. Er ist gelernter Bankkaufmann mit jahrelanger Berufserfahrung im Finanzwesen und in der Sozialverwaltung. Durch diese Erfahrungswerte ist er mit Kooperationsnetzwerken in unterschiedlichen Berufsfeldern vertraut und kennt sich auch außerhalb des Schulkontextes mit nachhaltigen Arbeitsbündnissen aus.

 

Workshop 5
„Elternarbeit – ich bin dann mal weg!“

Elternarbeit kann herausfordernd sein – oft orientiert am Defizit der SchülerInnen. Häufig können Eltern aus unterschiedlichen Gründen ihren Kindern keine sichere, emotional-zugewandte Basis sein. Im Rahmen einer Erziehungspartnerschaft wird Eltern mit Wertschätzung und auf Augenhöhe begegnet, die ihnen Verständnis und Würdigung für ihre individuellen Lebenslagen entgegenbringt. Eine traumasensible Haltung ermöglicht ein ressourcenorientiertes Herangehen an Elterngespräche und setzt eskalativen Dynamiken bewusst Wohlwollen und Verständnis entgegen. Die Annahme, dass jedes Verhalten einen guten Grund hat, gilt gleichwohl für SchülerInnen wie Eltern und Lehrkräfte. Der Workshop zeigt traumasensibles Vorgehen in Elterngesprächen und berücksichtigt ebenso institutionelle Grenzen. Elternarbeit, die (Eltern) bewegt.

 

Referentin:

Mahshid Bornaeini ist Pädagogin (B.A.) und Traumapädagogin / Traumazentrierte Fachberaterin (DeGPT/FVTP) und in der AG Frühe Kindheit (perspektivisch auch in der AG Schulen) des Fachverbands Traumapädagogik aktiv. Sie arbeitet seit vielen Jahren in der Kinder- und Jugendhilfe, stationär wie ambulant, und gibt nebenberuflich im Bereich der Psychotraumatologie Fort- und Weiterbildungen sowie Fall- und Fachberatungen für pädagogische Fachkräfte und Jugendämter. Als sozialpädagogische Familienhilfe und Erziehungsbeistandschaft begleitet sie KlientInnen im Kindes- und Erwachsenenalter, die Trauma tragen. Die enge Kooperation mit Schulen spielt in diesem Zusammenhang für die positive Entwicklung der traumatisierten Kinder eine fundamentale Rolle.

 

Workshop 6
„Mobbing – eine Erfahrung von Gewalt und Ohnmacht im Klassenraum - und was wir als Lehrer*innen
dagegen tun können“

Mobbing findet immer in der Gruppe statt und alle machen mit. Was hat Mobbing mit Trauma zu tun? In wieweit kann Mobbing ein Auslöser für eine Posttraumatische Belastungsstörung sein? Wie können wir Mobbing im Klassenraum erkennen?  Und was dann? In diesem Workshop möchten wir zeigen, wie wir als Lehrkräfte durch unsere eigene Positionierung, durch Eingreifen und durch spezielle gruppenbezogene Übungen und deren Reflektion in der Klasse den Mobbingprozess beenden können. Durch die Stärkung des Selbst-Bewusstseins sowie der Aktivierung der  Selbstwirksamkeit der Lerngruppe können Rollen aufgelöst werden und es kann sich ein  auf Achtsamkeit, Akzeptanz und Respekt basierendes Klassenklima entwickeln, so dass die Klasse für alle zu einem „sicheren Ort“ wird.

 

Referentinnen:

Luciene de Souza Beck, gebürtige Brasilianerin, Gymnasiallehrerin für Spanisch und Deutsch/ Deutsch als Fremdsprache an der Kooperativen Gesamtschule in Sehnde/Hannover, Traumapädagogin/ Traumafachberaterin (DeGPT/FVTP). Psychosoziale Beratung von Schülerinnen und Schülern im schulischen Kontext. Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus brasilianischen Armenvierteln mit vielfältigen psychosozialen Problemen.

Heike Stephan, M.A. (Pädagogik/Spanisch/Kinder-und Jugendpsychatrie), Spanisch- und Beratungslehrerin an der Kooperativen Gesamtschule in Sehnde/Hannover, Beraterin für Gewaltprävention beim Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Niedersachsen ( Durchführung von Lehrerfortbildungen für Mobbing-Interventions-Teams an Schulen/ Lions Quest Praxisbegleiterin), Traumapädagogin/Traumafachberaterin (DeGPT/FVTP), Traumazentrierte Fachberatung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene beim Kinderschutzbund in Burgdorf/Hannover

 

Diese Seite verwendet Cookies, um Ihnen die Nutzung aller Features zu ermöglichen. Durch Betätigung der Schaltfläche "Akzeptieren und weiter" oder durch die weitere Navigation durch unsere Seite stimmen Sie der Verwendung zu. Weiterlesen …